Liebe Leserin, lieber Leser,

da ist es wieder, das seltsame Gefühl, Ihnen schreiben zu „sollen“…  es ist 5.45 Uhr (morgens!) , -  ich habe Urlaub – und bin ca. 700 km von meiner Praxis entfernt an der Ostsee…

Niemand drängt,- und am wenigsten ich selber!  Noch im Halbschlaf, beim Aufwachen  habe ich plötzlich eine Überschrift im Kopf. Ein  Stichwort. Eigentlich mehr ein Gefühl. Ein Gefühl meiner gegenwärtigen Situation. „Zwischen zwei Stühlen…“.  Und obwohl ich eigentlich noch gar nicht richtig denken kann, formen sich bereits die ersten Worte in mir. So, als ob ich mich mit mir selber unterhalte…

Ja, denke ich: Das passt!  Das Eine noch nicht,-  und das Andere nicht  mehr…  Sicher geht es im Augenblick vielen Menschen so, ob es ihnen bewusst ist, oder nicht. Es hilft aber, wenn man weiß, was gerade „los“ ist.  Was sich gerade „löst“ und aus dem eigenen Leben verabschiedet…  (Oh, wie philosophisch! – und das am frühen Morgen!   Hört sich eigentlich eher nach meiner Mutter an – aber die sitzt bereits auf der Wolke und baumelt mit den Beinen…  Und hat sicher anderes zu tun, als mir hier über die Schulter zu gucken… Aber man weiß es nicht!)

„Zwischen zwei Stühlen… : Der Sommer ist plötzlich dabei, sich zu verabschieden – die ersten Blätter verfärben sich. Nur ganz leicht. Man denkt eher, es kommt von der Trockenheit  der letzten Wochen – und doch ist da bereits die Ahnung: Dies sind die ersten Vorboten des Herbstes!

Die Abende werden kürzer – noch vor wenigen Tagen konnten wir hier  den Tag im Garten ausklingen lassen, weil es noch so lange hell war – seit kurzem ist es abends merklich früher dunkel. Macht ja nichts. Ist nur anders. Ein  bisschen wehmütig denkt man daran, wie schön es war.

„Zwischen zwei Stühlen…“  -  noch zwei Tage, dann geht es zurück nachhause.  Ich nehme mir vor, jede noch verbleibende Stunde hier zu genießen… aber es ist doch nicht das Gleiche, wie in den Tagen davor -   Und was kommt dann?  Das kommende Vierteljahr verspricht so vollkommen anders zu werden als die letzten Jahre davor!  Natürlich, ich weiß: Es gibt rein äußerliche Erfordernisse, denen ich folge:

Da ist einmal die Entscheidung, in den nächsten vier Monaten keine Vorträge und Meditationen anzubieten, obwohl ich es liebe, Vorträge zu halten und in meinen Meditationen die aufgestiegenen Meister zu channeln!  Aber meine „Obere Leitstelle“ hatte mir ja mitten in meine Terminplanung deutlich einen Strich durch die Rechnung gemacht und mir ganz klar gezeigt, dass ich das bitte bleiben lassen möge…  (vgl. Blog vom 13.August 2012 „Herausforderungen – Herausförderungen)

Und dann, damit ich es auch wirklich glaube, dass es in den nächsten Monaten um andere Dinge geht als um Praxis -  bekomme ich einen kleinen, aber wirkungsvollen Wasserschaden in meinen Praxisräumen, - und die Versicherung rührt sich nicht.

Ich ärgere mich noch nicht einmal mehr darüber, weil mir mein Gefühl so deutlich sagt: Wozu?  Du hast doch Zeit! Mach langsam,- jetzt geht es um ganz andere Dinge! Du wirst schon sehen!  So, als ob eine liebevolle große Hand sich mir sanft auf die Schulter legt und jemand zu mir sagt: „ Reg Dich  nicht auf! Wir haben  für alles bestens gesorgt! Auch wenn es nicht so aussieht!“ – Na, danke!  Ich glaub´s  Euch ja!

Und wirklich, da ist wieder dieses bekannte Gefühl, dieses Urvertrauen, das sich da etwas „anbahnt“, was ich noch nicht weiß, was aber gut sein wird, so wie es ist. Es fühlt sich an wie eine „Übergangszeit“, in der alles anders sein wird als sonst!  Wie „zwischen zwei Stühlen“ eben…   Und dabei denke ich an Kindergeburtstage und die berühmte „Reise nach Jerusalem“…   Und auch das passt:

Ich weiß ja, dass in den nächsten Monaten mehrere Reisen anstehen, auf denen ich meinen Mann begleiten  werde/ soll/ will/ darf/ - und aufgrund des Wasserschadens in der Praxis auch kann.

Aber das ist es nicht nur. Es ist das Gefühl, dass da etwas ganz Neues kommt! Etwas grundsätzlich anderes! Und dies jetzt ist die „Übergangszeit“  davor. So wie diese letzten zwei Tage hier an der Ostsee – und dann die ersten Tage zuhause, wenn ich mich wieder daran gewöhne, dort einzukaufen, den Tag anders zu verbringen und meinen Freundinnen nahe zu sein.

Und jetzt ist da das ganz deutliche, rational nicht erklärbare Gefühl, dass es wohl vielen von Ihnen ähnlich geht: Dass auch Sie sich möglicher Weise im Augenblick in einer deutlichen Übergangsphase befinden, in der eine alte Form des Lebens sich dem Ende nähert. So, als ob sich etwas Neues ankündigt. Etwas sehr Schönes, das aber noch etwas Zeit braucht.

Zwischen diesen Phasen sind wir gewissermaßen „schwanger“  mit einem neuen Leben. Mit unserem neuen Leben!   Weise Menschen kennen diesen Zustand, wenn etwas Altes schon fast gegangen ist und etwas Neues sich noch schüchtern verbirgt, sehr genau. Sie wissen, dass sich dieses „Zwischen zwei Stühlen“  nicht immer angenehm anfühlt. Weil es oft verunsichert! Die alten Regeln gelten nicht mehr, - und die neuen noch nicht!

Aber wir dürfen dieses Zwischenstadium doch auch einfach genießen! Bewusst im Augenblick  verweilen und einfach „sein“!  Es hat schon so viele Übergänge und Veränderungen in Ihrem und meinem  Leben gegeben: Die Einschulung, den Übergang von der Grundschule in die weiterführende Schule, die Pubertät, die Berufsausbildung…

Übergänge sind  ein Zeichen, dass das alte Leben, die alte Lebensform zu klein geworden ist!
Dass wir uns weiter entwickelt und uns die nächste Stufe des Wachstums verdient haben!

Damit aber das Neue gelingen kann, ist es wichtig, das Alte in Liebe gehen zu lassen. Ganz bewusst!  Ich glaube, dass diese unfreiwillige „Übergangszeit“   auch dazu wichtig ist: Um sich noch einmal zu besinnen, was bisher gewesen ist. Und um dankbar zu sein für die Erfahrungen, - auch für die schweren!  Erst wenn wir würdigen, was wir haben oder hatten, kann das Neue wirklich bei uns ankommen!

Ich bin mal gespannt!  Vielleicht erinnern ja auch Sie sich noch daran, wie es bei Ihrer Einschulung  war? Mit der großen Zuckertüte im Arm?  Ein wenig aufgeregt, ein wenig unsicher…   Aber auf keinen Fall wollte man länger „Kindergartenkind“ sein!  Man wollte zu den „Großen“ gehören! Zu denen, die schon Lesen und Schreiben  lernen durften…

So ähnlich scheint  es jetzt auch zu sein: Ein Neuanfang!  Neue Fähigkeiten, neue Möglichkeiten! 
„Allem Anfang wohnt ein Zauber inne…“, heißt es in einem Gedicht.

Also dann: Lassen Sie sich verzaubern!  Genießen Sie, was Sie haben, seien Sie dankbar für das, was war, und freuen Sie sich auf das Neue, das auf Sie zukommt! (  Und in der Zwischenzeit lassen Sie die Seele baumeln!)


Mit herzlichen Urlaubsgrüßen aus Prerow,
Christine Stark

29.August 2012