Das Wissen, warum Aischa gegangen war, war wie ein „Sicherheitspolster“, das meine Trauer abfederte und es leichter machte, an sie zu denken.

 

Trotzdem fehlte uns unsere Hündin noch auf Schritt und Tritt, wenn wir zuhause waren. Darum beschloss ich, die Herbstferien für eine Reise nach Rom zu nutzen. Auch, weil diese Art von Städtereise mit Hund so nicht machbar gewesen wäre... Mein fünfzehnjähriger Sohn begleitete mich.

 

Der Flughafen von Rom liegt  ziemlich weit außerhalb und es ist  üblich, einen Transfer-Zug zur Innenstadt zu benutzen. Wir waren glücklich, in dem völlig überfüllten Zug noch zwei Sitzplätze zu ergattern. Dass mein Platz nicht so ideal war, merkte ich erst, als ich bereits saß:  Mir gegenüber hatte ein ca. fünfundsechzigjähriger, sehr ungepflegt wirkender Mann Platz genommen, der sichtlich betrunken war – und aggressiv. Er begann bereits, kaum dass er sich gesetzt hatte, sich zu mir herüber zu beugen und zu randalieren. Seine Bewegungen waren sprunghaft und machten mir Angst.

 

Mein Sohn saß mir schräg gegenüber, aber zu weit weg, und die übrigen Reisenden schienen sich nicht einmischen zu wollen. Ich fühlte mich sehr alleine und bedroht!  Ich verhielt mich so ruhig wie möglich, betete aber innerlich um Schutz.

 

Und wieder durfte ich eine besondere Erfahrung machen:

Plötzlich fiel mir meine Hündin ein, - und ich erinnerte mich an die Geschichte, dass sie mir früher einmal in Afrika als Löwin das Leben gerettet hatte.

„Aischa, hilf mir!“, dachte ich instinktiv.

 

Was dann geschah, hätte ich mir nie zu träumen gewagt: Vor mir tauchte plötzlich – nur für mich sichtbar - meine große blonde Hündin auf und ich sah, wie sich dieses schwere, kräftige Tier  auf die Hinterbeine stellte und sich mit  den Vorderpfoten gegen den Oberkörper des Mannes stemmte!

 

Mit großer Verwunderung betrachtete ich das Bild, das sich da vor meinen  inneren Augen bot. Aischa hatte sich zwischen uns gestellt und blieb während der gesamten dreißig Minuten der noch verbleibenden Fahrtzeit so stehen! Was noch viel erstaunlicher war: Der Mann, der sich bisher so sprunghaft und unkontrolliert bewegt und randaliert hatte, lehnte sich plötzlich zurück und wurde sehr, sehr ruhig. Sicher konnte er nicht sehen, was ich wahrgenommen  hatte, aber er reagiert so, als ob ihn eine größere Kraft „in Schach hielt“!

 

Ich hatte  wieder etwas dazu gelernt. Und während der ganzen Zeit in Rom spürte ich Aischa immer wieder neben mir, wo wir auch waren. Morgens und abends nahm ich sie auf dem Bettvorleger neben meinem Bett wahr. Meine Liebe zu ihr schien die unsichtbare „Leitlinie“ zu sein, die sie mich überall wieder finden ließ. Sogar im Hotel in Rom!

Von nun an wünschte ich mir oft in Situationen, in denen ich mich bedroht fühlte, meine Hündin – oder meine Löwin -  an meine Seite!

 

 

Fortsetzung folgt!

 

Mit herzlichen Grüßen
Christine Stark

5. Dezember 2011